These zur Synchronität der muskulären Grundspannung in den unteren und oberen Extremitäten
Durch Beobachtung des menschlichen Bewegungs- und Ruheverhaltens können grundsätzliche Verhaltensmuster der Muskulatur erkannt werden. Während des Schlafens richtet sich die Muskulatur unwillkürlich zur Entspannung ein. Hierbei richten sich die Gliedmaßen auf jeder Seite gleich aus. Bei voller Entspannung sind allerdings die beiden Seiten immer ungleich. So ist eine Seite in den großen Gelenken gebeugt, während die andere Seite gestreckt ist. Der Arm und das Bein einer Seite sind in ihrer Lage immer synchron. Ist also das Bein rechts gestreckt, so ist der seitengleiche Arm ebenfalls gestreckt.
Die Gliedmaßen der linken Seite sind dann immer gebeugt.
Bei der stabilen Seitenlage wird dieses Phänomen bewusst genutzt, um den Verletzten in eine angenehme und sichere Körperstellung zu bringen.
Bestehen allgemeine Verkrampfungen, werden oft beide Beine angezogen, dies zwingt auch die Arme in eine synchrone Lage. Sie werden dann meist vor der Brust angezogen.
So sind also grundsätzliche Bewegungsmuster und Muskelspannungsverhältnisse für alle Muskeln im zentralen Nervensystem abgespeichert. Dadurch kann der Körper auch in Extremsituationen koordinierte Bewegungen auszuführen. Die autonomen Muskelspannungen wirken ständig und halten den Körper muskulär im Gleichgewicht. Es zeigt sich, dass die gleichseitigen Gliedmaßen direkt synchronisiert sind.
Da die Knie- und Ellenbogengelenke gegeneinander gerichtet sind, zeigt bei voller Streckung der Fuß nach vorne, die Hand hingegen nach hinten. So sind die Streckermuskeln beider Gliedmaßen gleichzeitig in Aktion, erzeugen aber eine gegenläufige Bewegung. Die Anlage zur Gleichzeitigkeit der Bewegung kann auf alle Muskeln übertragen werden. Deshalb sind die Finger beim Laufen gekrümmt, weil die Zehen während der Schrittabwicklung Kräfte in den Boden übertragen.
Während der jahrelangen Behandlung von Einlagenkunden habe ich das folgende Phänomen beobachtet.Aufgrund des regelmäßigen Auftretens kann man die Beobachtung als allgemein gültiges Verhalten ansehen.
Beschreibung der Beobachtungen:
Sehr viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene tragen Turnschuhe im Alltag. Diese Schuhe sind regelmäßig mit weichen, relativ dicken Einlegesohlen ausgestattet. Während der Abstoßphase drückt sich der Großzeh tief in das weiche Material der Sohlen ein, sodass nach kurzer Zeit eine Vertiefung unter dem Großzeh entsteht. Vor dem Zeh bleibt die ursprüngliche Materialstärke erhalten. In der Schrittabwicklung schiebt nun der Großzeh minimal über die Vertiefung hinaus und berührt mit der frontalen Zehenbeere das weiche Material der Einlegesohle. Diese leichte Berührung wird von den sensitiven Nerven erfasst und ins Kleinhirn weitergeleitet. Hier werden diese Impulse als potentiell gefährlich eingestuft und als Gegenmaßnahme eine Veränderung der Muskelgrundspannung im Großzeh eingeleitet. Zur Vermeidung der Berührung wird der Bodendruck des Großzehs verstärkt. Das bedeutet, dass die Beugergruppe der Zehenmuskulatur stärker zieht als die Streckergruppe. Daraus folgt eine Formänderung der Großzeh.
Mit dieser Formänderung der Großzeh kann man ebenfalls Veränderungen am Daumen auf derselben Körperseite beobachten. Der Daumen verformt sich, als ob er ständig mit dem Endglied gegen eine feste Oberfläche drückt. Durch den imaginären Druck wird das Endglied des Daumens über die Gerade hinaus nach außen verformt. Häufig lässt sich sogar eine seitliche Verformung des Daumens nachweisen.
Die Analogie der Großzeh- Daumen-Verformung lässt sich bei fast jedem Menschen beobachten. Durch äußere Umstände verformen sich heute die Zehen fast aller Menschen.
Dieses Phänomen zeigt, dass eine Verbindung zwischen den Muskeln der unteren und oberen Extremitäten existiert. Der Zusammenhang lässt sich auf alle Zehen und Finger, aber auch auf Sprunggelenk und Handgelenk, Knie und Ellenbogen, Hüft- und Schultergelenk, ja sogar Becken und Schulterblatt übertragen.
Als Beispiel für die synchrone Verformung der Zehen und Finger sind Fotos des Fußes und der Hand einer Betroffenen abgebildet.
Die vom Schuh erzwungene Richtung der Zehen hat sich vollständig auf die Finger übertragen. Die Luxation der Gelenke hat eine Polyarthritis erzeugt. Die Grundgelenke des Großzehs und des Daumens haben gleichmäßig eine Knochenhautentzündung entwickelt, die zu einer Exostose führte.
Obwohl der Zeigefinger keinen Kontakt zum Daumen hat, ist er ähnlich weit aus der natürlichen Richtung gedrängt, wie der zweite Zeh, der vom Großzeh aus seiner natürlichen Lage herausgedrückt wurde. Diese Ähnlichkeiten sind auch bei den anderen Fingern und Zehen erkennbar. Gerade wenn die Finger entspannt hängen, bilden sie die Zehenstellungen genau ab.
Meine These lautet:
„Die Grundspannung der Muskeln in der oberen Extremität verhält sich synchron zu der Spannung in den Muskeln der seitengleichen unteren Extremität, auch wenn sie von anderen bewusst induzierten Befehlen an die Muskeln überlagert wird.“
Die Beobachtungen könnten die Entstehung der Autoimmunkrankheit Polyarthritis erklären.Während die autonome Muskulatur der Hände, gesteuert durch die Impulse der Zehen- und Fußmuskulatur, die Gelenke luxiert, bewegt die bewusste Muskulatur die Hände und Finger im normalen Umfang. Dadurch werden die Gelenke unter Kraft fehlbelastet und entzünden sich zwangsläufig. Die Tatsache, dass kein Muskel ohne die Beteiligung aller Muskeln bewegt werden kann, lässt den Schluss zu, dass, bei synchroner Muskelspannung in den Füßen und Händen, die gesamte Muskelkette der Beine und Arme und die Muskeln des inneren Skeletts mit verspannt werden und so minimale Gelenksluxationen im ganzen Körper auftreten. Als Reaktion werden Autoantikörper gebildet, die gegen die ständigen minimalen Entzündungen im gesamten Gelenkssystem ankämpfen. Sie sind dann im Blut konstant als Rheumafaktoren nachweisbar. Dieser Wert zeigt also nur, dass unser Körper einen Kampf gegen multiple Verletzungen führt, die von außen erzeugt werden.
Das Erscheinungsbild der Polyarthritis ist nun durch die natürliche Bewegung des Menschen hervorrufbar.
Je mehr ein Gelenk bewegt wird, umso mehr entzündet es sich. Deshalb kann man die sogenannten Schübe durch ein Mehr an Bewegung gezielt hervorrufen. Würde man nur die Hände bewegen, z. B. beim Klavierspiel, würde der Entzündungsschub nur in den Händen stattfinden, bei Wanderungen wären die Füße, die Knie und die Hüften besonders betroffen.
Wenn diese Zusammenhänge nachweisbar sind, ist eine kausale Behandlung von rheumatischer Polyarthritis möglich. Man kann durch Information und Beratung die Krankheit verhindern und durch geeignete Maßnahmen körpereigene Heilung hervorrufen. Der sinkende Pegel des Rheumafaktors zeigt die Wirksamkeit der Maßnahmen während der Behandlung an.
Der Ansatzpunkt der Behandlung sind die Füße, da hier die Fehlbelastungen erzeugt werden.
Neben umfangreichen physiotherapeutischen Maßnahmen sind besonders schuhtechnische Veränderungen notwendig, um wieder luxationsfreie Bewegungen der Zehen und des Fußes insgesamt bei der Schrittabwicklung zu gewährleisten. Damit kann das muskuläre Gleichgewicht im Körper wieder in gesundheitlich unbedenkliche Bereiche gebracht werden. Besondere körperliche Eigenheiten des Einzelnen sind dabei zu beachten. Denn die Neigung zur Ausbildung der rheumatischen Polyarthritis ist individualisiert.
Eine erste Besonderheit körpereigener Merkmale zur Ausbildung der rheumatischen Polyarthritis sind die schlanken Gliedmaßen der meisten Betroffenen.
Die körperlichen Merkmale dieser Menschen befördern auch die Entwicklung der fibromyalgischen Beschwerden. Im Gegensatz zur rheumatischen Polyarthritis sind bei der Fibromyalgie die Rheumafaktoren nicht nachzuweisen. Der Auslöser der Beschwerden hat allerdings den gleichen Ursprung. Deshalb ist anzunehmen, dass der Nachweis von Rheumafaktoren abhängig von der Verletzungstiefe der Gelenksbereiche ist. Zuerst werden die knorpeligen Anteile des Gelenks belastet und zerrieben, dabei treten zwar Muskel- und Sehnenansatzschmerzen auf, aber die Gelenke sind noch nicht so geschädigt, dass Antikörper gegen eine Entzündung gebildet werden. Diese Phase wird mit dem Begriff Fibromyalgie bezeichnet.
Wenn durch Veränderung von Einflußfaktoren zwischenzeitliche Entspannung erreicht wird, kann sich in den Gelenksbereichen eine Erholung und Wiederaufbau der Knorpel einstellen. Deshalb muss sich nicht zwingend aus einer Fibromyalgie eine rheumatische Polyarthritis entwickeln. Bestehen aber die verspannungsauslösenden Verhältnisse am Fuß über lange Zeit konstant fort, wird die Knochenhaut und der Knochen selbst angegriffen. Nun werden nach Bedarf Autoantikörper gebildet, um gegen die Entzündungen anzukämpfen. Da bei jeder Bewegung in allen Gelenken kleine Schädigungen induziert werden, erhöht sich der Wert der Rheumafaktoren schnell.
Werden die Ursachen konsequent entfernt, bilden sich die Entzündungen zurück und der Wert der Rheumafaktoren verringert sich. Sind durch die induzierten Entzündungen noch keine irreversiblen knöchernen Veränderungen in den Gelenken entstanden, kann man eine rheumatische Polyarthritis heilen und für die Zukunft sicher vermeiden. Auch wenn Gelenksveränderungen aufgetreten sind, ist eine Heilung und weitestgehende Rückbildung der Exostosen an den Gelenken möglich. Dazu sind physiotherapeutische Massagen, Information der Betroffenen und Familienangehörigen, schuhtechnische Maßnahmen und ärztliche Überwachung der Heilung durch Messung der Rheumafaktoren nötig.
Dies sollte während einer 2- 3 wöchigen Kur und langfristiger ambulanter Betreuung durch Arzt, Physiotherapeut und Schuhtechniker erfolgen.